
Archäologie in Cuatrovitas
Das Interesse verschiedener Forscher galt bisher fast ausnahmslos dem emblematischen Turm von Cuatrovitas, der ein Minarett der Almohadenzeit baulich nahezu unverändert überliefert. Der Turm taucht in der Forschungsliteratur das erste Mal bei Manuel Gómez Moreno auf. In seinem Artikel von 1927 “La Torre de San Nicolás en Madrid” erwähnt der ‘Gründervaters’ der islamischen Kunst- und Architekturgeschichte die Existenz des historisch wertvollen Minaretts. Schon kurz danach im Jahre 1931 erfolgte eine Einstufung zum Nationaldenkmal. Von diesem Zeitpunkt an findet der Sakralbau immer wieder Erwähnung in der Fachliteratur, sei es im frühen Denkmalinventar der Provinz Sevilla von 1939 oder beispielsweise bei dem Architekturhistoriker Leopoldo Torres Balbás, der 1941 in seinem Artikel “Dos obras de arquitectura almohade: La mezquita de Cuatrohabitan y el castillo de Alcalá de Guadaira” eine almohadische Befestigung mitbehandelt. Auch in zusammenstellenden Werken zur islamischen Architekturgeschichte Spaniens taucht Cuatrovitas zunehmend auf: so bei Henri Terrasse “Dispositions Générales des Mosquées espagnoles” von 1969 oder bei Pierre Guichard “De la conquête arabe à la reconquête. Grandeur et fragilité d’al-Andalus” (2000) etc. Im offiziellen kunstgeschichtlichen Führer für die Provinz Sevilla ist der Ort seit 1981 aufgeführt. Erste detailliertere Untersuchungen zum architektonisch wertvollen Turm erfolgten relativ spät und sind in einem kurzen monografischen Artikel von Pedro Gurriarán et alii in der Zeitschrift Caetaria im Jahre 2000 vorgelegt worden.
Das Bauwerk hat verschiedene Restaurierungsmaßnahmen durchlebt, deren genaue Durchführung im Einzelnen kaum bekannt ist. Einige weitere Restaurierungsarbeiten waren nur projektiert und sind nie realisiert worden. Offiziell wurde die Kapelle 1941 von Félix Hernández Giménez, 1970 von Rafael Manzano und zuletzt 2001 von Ricardo Alario einer Überarbeitung unterzogen. Dementsprechend verändert präsentiert sich uns heute ihr Erscheinungsbild und erschwert die Untersuchung der historischen Substanz. Besonders die Einbringung einer Betonplatte mit Eisenarmierung im Fußbodenbereich und das Anbringen von metallenen Putzträgern an den Wänden hat unsere technischen Untersuchungsmöglichkeiten nicht nur eingeschränkt, sondern wirkte sich inzwischen auch negativ auf den Erhalt der Baustruktur aus.
Erste archäologische Forschungen zur Kulturgeschichte des Ortes begannen 1982 mit einer frühen Arbeit von Magdalena Valor Piechotta, in der sie die Schriftquellen zu Cuatrovitas beleuchtete und von der prospektorischen Begehung am Ort berichtete. Doch erst 2006 kam es zu wissenschaftlich durchgeführten Geländearbeiten, als Bereiche im Westen der Kirche für den geplanten Neubau des Messnerhauses im Zuge einer Rettungsgrabung freigelegt wurden. Die Auffindung eines almohadischen Hofhauses hat dieses Bauvorhaben verhindert. Die Ergebnisse wurden vom Ausgräber Sebastián Corzo im Anuario Arqueológico de Andalucía/2006 (2010) und 2014 in einem Sammelwerk zu Al-Andalus veröffentlicht (“Siete estudios y un contexto”).
Erste archäologische Forschungen zur Kulturgeschichte des Ortes begannen 1982 mit einer frühen Arbeit von Magdalena Valor Piechotta, in der sie die Schriftquellen zu Cuatrovitas beleuchtete und von der prospektorischen Begehung am Ort berichtete. Doch erst 2006 kam es zu wissenschaftlich durchgeführten Geländearbeiten, als Bereiche im Westen der Kirche für den geplanten Neubau des Messnerhauses im Zuge einer Rettungsgrabung freigelegt wurden. Die Auffindung eines almohadischen Hofhauses hat dieses Bauvorhaben verhindert. Die Ergebnisse wurden vom Ausgräber Sebastián Corzo im Anuario Arqueológico de Andalucía/2006 (2010) und 2014 in einem Sammelwerk zu Al-Andalus veröffentlicht (“Siete estudios y un contexto”).
Seit 2013 und noch bis 2018 wird das spanisch-deutsche Projekt der Universitäten Bamberg und Sevilla noch fortgeführt. Ziel ist es, das Baudenkmal, die Wüstung und deren Umgebung auf breiter technischer Grundlage zu untersuchen und sich mit der Rekonstruktion der historischen Kulturlandschaft zu befassen. Diese Arbeiten haben bereits zu wichtigen Ergebnissen geführt, deren auch lokale Veröffentlichung uns ein verstärktes Anliegen ist. Um dies umzusetzen, haben wir bereits mehrfach einen Besuchertag mit Führungen am Fundplatz organisiert und öffentliche Vorträgen in Bollullos veranstaltet. Fachvorträge auf nationalen und internationalen Konferenzen und ein längerer Vorbericht von nahezu einhundert Seiten in den ‘Madrider Mitteilungen’ des Deutschen Archäologischen Instituts, richteten sich hingegen mehr an das archäologische Fachpublikum.
